Alkaloide

Die entsprechenden Pflanzen sind in Beet 2, 3 und 4 zu finden.

Alkaloide sind stickstoffhaltige Naturstoffe von großer Strukturvielfalt. Wir kennen heute aus dem Pflanzenreich über 20.000 Alkaloide. Die meisten Alkaloide enthalten den Stickstoff heterozyklisch gebunden, reagieren basisch und haben eine ausgeprägte pharmakologische Wirkung. Zur präzisen Beschreibung werden Alkaloide entsprechend ihrer biogenetischen Herkunft zusammengefasst. Sehr häufig sind biogenetisch verwandte Alkaloide für bestimmte Pflanzenfamilien oder Gattungen charakteristisch. Als Beispiele aus den "Alkaloid-Beeten" des Arzneipflanzengartens seien genannt: die Tropan-Alkaloide der Solanaceae, die Indol-Alkaloide der Apocynaceae, die Benzylisochinolin-Alkaloide der Papaveraceae, die Chinolizidin-Alkaloide der Fabaceae, die Pyrrolizidin-Alkaloide mancher Asteraceae und Boraginaceae, die Diterpen-Alkaloide aus Aconitum oder die Steroid-Alkaloide aus Solanum-Arten. Die starke pharmakologische Wirkung vieler Alkaloide bedingt, dass die meisten Alkaloid-Pflanzen Giftpflanzen sind. Viele Alkaloide wie Atropin, Morphin, Codein, Papaverin, Berberin, sind wichtige Arzneistoffe, die unmittelbar medizinisch eingesetzt werden oder als "Leitstrukturen" zur Synthese besser wirksamer Arzneistoffe dienen. 

Hyoscyamus niger

Hyoscyamus niger

Bilsenkraut

Autor: L.

Familie: Solanaceae

Verbreitung: Europa. W- und N-Asien; N-Indien; N-Afrika

Drogenart: Folium

Drogenbezeichnung: Hyoscyami folium

Inhaltsstoffe: 0,03-0,28% Tropan-Alkaloide, v.a. S-(-)-Hyoscyamin (bzw. Atropin) und S-(-)-Scopolamin im Verhältnis 2:1. Wirkung spasmolytisch auf die glatte Muskulatur des Magen-Darm-Trakts, der Harnwege, der Bronchien. Die Sekretion verschiedener Drüsen wird eingeschränkt. Anwendung am Auge führt zu Akkomodationslähmung und zur Pupillenerweiterung.

Drogenverwendung: Industriedroge - DAB - HAB

Blattform/Blattspitze/Blattfarbe: Eiförmig; matt grün

Wuchs: 0.40 - 0.60 m hoch

Standort: Sonniger bis absonniger Standort bevorzugt

Blüte: V-X; trichterförmige Einzelblüten, in Wickeln stehend; schmutzig gelb, violett geadert

Frucht: Kapsel

Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile, besonders die Wurzel und Samen

Vergiftungserscheinungen: Bei oraler Aufnahme ist mit folgenden Vergiftungserscheinungen zu rechnen: zunächst Erregung von Heiterkeit bis Tobsucht, Bewusstseinsstörungen, starke Hautrötungen, trockener Mund, Übelkeit und Erbrechen, heftiger Durst, Pupillenerweiterung und Lähmungen. Der Tod erfolgt durch Atemlähmung.

Anekdoten: Im Altertum wurde Bilsenkraut als Pfeilgift und wohl auch für Giftmorde verwendet. Seit der altbabylonischen Zeit wurde die Pflanze nachweislich auch als Arzneipflanze genutzt. Im Mittelalter galt Bilsenkraut als die Zauberpflanze schlechthin. Sie zählte zu den Rauschdrogen und war häufig Bestandteil von Hexensalben- und Liebestrankrezepturen.

Wuchsform: Einjährig

Lebensraum: Schuttunkrautgesellschaften, Wegränder, Dorfstraßen

Verwendung: Zur Gewinnung des Reinalkaloids Hyoscyamin, in Fertigpräparaten als Parasympatholytikum; selten zur Gewinnung von Scopolamin (s. Atropa belladonna). Der Extrakt bei Verkrampfungen im Magen-Darm-Trakt, als spasmolytisch wirkende Komponente in Asthmapräparaten. Aufgrund des hohen Gehalts an Scopolamin stehen Dämpfungserscheinungen im Vordergrund. Der mit fettem Öl bereitete Auszug als Bilsenkrautöl (Hyoscyami oleum) Bestandteil von Einreibungen bei rheumatischen Schmerzen. Das aus den Blättern hergestellte, auf einen bestimmten Gehalt an S-(-)-Hyoscyamin eingestellte Pulver (Stramonii pulvis normatus) wird praktisch nicht verwendet.

Hinweis: Vorsicht im Umgang mit der stark giftigen Pflanze. Bereits 15 Samen gelten für Kinder als tödlich.

Gift Erste Hilfe:

Standort im Garten 1: Beet 4

Date

25. Juli 2023

Tags

Bilsenkraut

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